Singapur als Sprungbrett in die ASEAN-Region

Deutsche Exporte, Importe und Investitionen sind in sämtlichen Sektoren willkommen, es gibt ein geschäftsfreundliches Umfeld, ein solides Finanzsystem, zahlreiche Freihandelsabkommen und ein Investitionsschutzabkommen. Der Insel- und Stadtstaat bietet sich als Plattform in die Nachbarländer an.

Singapur als Sprungbrett
Ian Lee
Country Head, Europe, Singapore Business Federation

„Auf dem Weg nach Asien“ „Alle wollen mit Asien ins Geschäft kommen“ - solche Schlagzeilen findet man in deutschen Zeitungen. Was denken Sie bei solchen Aussagen?

Da brauche ich gar nicht zu überlegen, sondern ich merke es an den zunehmenden Besuchen. In dem vergangenen Jahr, seit ich dieses Europa-Ressort übernommen habe, habe ich zahlreiche Wirtschaftsdelegationen empfangen, die zum Teil von ihren Ministern oder Premierministern angeführt wurden und Singapur besuchten, um nach Geschäftsmöglichkeiten und Partnern zu suchen.

Auch in verschiedenen Wirtschaftsberichten ist nachzulesen, warum Unternehmen in aller Welt erkannt haben, dass Asien, in dem mehr als 4,5 Milliarden Menschen (2/3 der Weltbevölkerung) leben, einen technologischen Aufschwung erlebt und sich zu einem globalen Finanzzentrum entwickelt. Dies ist auf die starke Kombination aus günstigen staatlichen Vorschriften, attraktiven Steuersätzen und einem wachsenden Talentpool zurückzuführen.

Unternehmen suchen in Südostasien nach Alternativen zu Deutschlands wichtigstem Handelspartner, China. Was kann Singapur in diesem Zusammenhang bieten?

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ASEAN ist ein Staatenverbund Südostasiatischer Nationen. Dazu gehören: Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.

Ich kann nicht für andere Länder sprechen, aber Singapur hat ein sehr geschäftsfreundliches Umfeld, insbesondere für ausländische Investoren. Eine stabile und transparente Regierung, gepaart mit einem soliden Finanzsystem und zahlreichen Freihandelsabkommen, bieten Investoren auch die Möglichkeit, ihre ausländischen Direktinvestitionen in den ASEAN-Ländern frei zu bewegen. Dieser freie FDI-Verkehr ist selten und wird von den meisten Investoren unterschätzt.

Singapur bietet auch ein attraktives Steuersystem mit einem Körperschaftssteuersatz von 17 Prozent und ermäßigten Steuersätzen auf die ersten 200.000 Singapur-Dollar (SGD) Einkommen eines Unternehmens. Kapitalgewinne und Dividendenerträge sind steuerfrei. Alle aus dem Ausland stammenden Einkünfte sind steuerfrei, wenn sie in dem betreffenden Land mit einem Regelsteuersatz von mindestens 15 Prozent besteuert werden.

Ausländische Investoren haben Zugang zu einem mehrsprachigen Talentpool und hochqualifiziertem Personal mit Ortskenntnissen. Aufgrund einer soliden Bildungspolitik und attraktiver Einwanderungsrichtlinien sind die Arbeitskräfte in Singapur hoch motiviert und talentiert. Englisch ist weit verbreitet, was eine nahtlose Integration für deutsche Unternehmen ermöglicht. Ausländer können 100 Prozent des Unternehmens besitzen, das sie in Singapur gründen, und die Registrierung eines Unternehmens dauert nur einen Tag, wobei nur 1 SGD als Kapital erforderlich ist.

Das Enterprise Europe Network (EEN) bietet Unterstützung bei der Suche nach Geschäftspartnern. Singapur ist Mitglied des Netzwerks. Wie ist es dazu gekommen?

Die EU betrachtet Singapur als einen wichtigen Finanzpartner in der sich schnell entwickelnden ASEAN-Region. Ebenso betrachtet Singapur Europa als einen wichtigen Partner und unterhält gute Beziehungen zu Europa. Es gibt mehr als 14.000 europäische Unternehmen in Singapur, von denen viele Singapur als regionalen Hauptsitz sowie als Logistik- und Vertriebszentrum für die Region nutzen. Das Singapur-Konsortium ist bereits seit sechs Jahren Partner im EEN-Netzwerk. Meine Organisation, die Singapore Business Federation, ist jetzt neu in diesem Singapur-EEN-Konsortium, das andere Partner wie Enterprise Singapore und IPI umfasst.

Singapur betrachtet das EEN als eine wichtige Plattform, um Unternehmen aus verschiedenen Ländern zu verbinden. Die Unternehmen in Singapur sind stets bestrebt, Technologien zu lizenzieren, insbesondere über die EEN-Plattform, um sich in diesem wettbewerbsintensiven Geschäftsumfeld zu differenzieren. Unternehmen aus Singapur arbeiten auch erfolgreich mit Unternehmen aus der EU über das EEN zusammen, um ihr Geschäft sowohl in der EU als auch in der ASEAN-Region auszubauen.

Wenn ein Unternehmen aus Deutschland nach Singapur exportieren möchte, welche Produkte haben auf dem singapurischen Markt die besten Erfolgschancen?

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Frachtschiffe warten im verkehrsreichsten Hafen Singapurs auf das Be- und Entladen.

Deutsche Unternehmen sollten nicht nur den singapurischen Markt in Betracht ziehen, sondern auch Singapur als Plattform nutzen, um die ASEAN-Region zu erreichen.

Die wichtigsten Branchen, für die deutsche Produkte und Dienstleistungen in Singapur in Betracht gezogen werden sollten, sind lebensmittelbezogene Güter wie Essen und Getränke, Waren aus der Agrartechnologie, Konsumgüter des täglichen Bedarfs, Digitalisierung und vielleicht andere Bereiche mit einem Technologievorsprung.

Neben dem Freihandelsabkommen zwischen Singapur und der EU gibt es auch ein Investitionsschutzabkommen. In welchen Sektoren sind deutsche Investoren in Singapur besonders willkommen?

Deutsche Investoren sind in allen Sektoren willkommen. In einigen Sektoren wird es Herausforderungen geben. Dies betrifft den Bereich Vieh sowie Barrieren im Dienstleistungsbereich, die Satellitenschüsseln, Bezahlfernsehen, Rechtsdienstleistungen, Banken und Verfahren im Gesundheitswesen einschränken.

Die Nachhaltigkeit spielt in der Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle. Wie sieht es mit den Vorschriften in Singapur in diesem Bereich aus?

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Im Januar 2019 hat Singapur als erstes Land in Südostasien eine Kohlenstoffsteuer auf Treibhausgasemissionen eingeführt. Die Kohlenstoffsteuer soll Anreize zur Emissionsreduzierung in allen Sektoren schaffen und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen. Sie gilt einheitlich für alle Sektoren ohne Ausnahmen, einschließlich energieintensiver und handelsexponierter Sektoren.

Im darauffolgenden Jahr hat die Regierung Singapurs den „Grünen Plan 2030“ ins Leben gerufen. Der Grüne Plan enthält Initiativen zur Stärkung des Engagements Singapurs für internationale Umweltabkommen wie die UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung 2030 und das Pariser Abkommen.

Wie sieht es mit Anreizen für Unternehmen aus, die sich in Singapur niederlassen?

Es gibt viele Anreize für Unternehmen, die sich in Singapur niederlassen.

Zum Beispiel gibt es den Pioneer Certificate (PC) Anreiz und den Development and Expansion Incentive (DEI). PC und DEI zielen darauf ab, Unternehmen zu ermutigen, ihre Fähigkeiten auszubauen und neue oder erweiterte wirtschaftliche Aktivitäten in Singapur durchzuführen. Unternehmen, die als globaler oder regionaler Hauptsitz (HQ) Geschäftstätigkeiten für eine Gruppe von Unternehmen verwalten, koordinieren und kontrollieren, können ebenfalls das PC oder DEI für die HQ-Aktivitäten beantragen. Anspruchsberechtigte Antragsteller kommen in den Genuss einer Körperschaftssteuerbefreiung oder eines ermäßigten Steuersatzes für Einkünfte aus qualifizierten Tätigkeiten.

Darüber hinaus gibt es den Finance & Treasury Centre (FTC) Incentive, der Unternehmen dabei unterstützt, ihre Kapazitäten im Bereich Treasury Management auszubauen und Singapur als Basis für die Durchführung von Treasury Management Aktivitäten zu nutzen. Förderungswürdige Antragsteller kommen in den Genuss eines ermäßigten Körperschaftsteuersatzes für Einkünfte aus qualifizierten FTC-Dienstleistungen und einer Quellensteuerbefreiung für Zinszahlungen, z. B. für Zinsen auf Darlehen, die das zugelassene FTC von Banken und Nichtbanken-Finanzinstituten außerhalb Singapurs erhält.

Worauf müssen deutsche Unternehmen achten, wenn sie in Singapur erfolgreich sein wollen? Ob sie nun exportieren, importieren oder investieren wollen?

Für deutsche Unternehmen, die in Singapur erfolgreich sein wollen, ist es so einfach wie das ABC.

A wie Associations (Verbindungen)

Wenn Sie Ihr Unternehmen in Singapur gründen, sollten Sie in Erwägung ziehen, den lokalen Wirtschaftsverbänden oder Kammern beizutreten, wie der Deutsch-Singapurischen Industrie- und Handelskammer oder dem Deutschen Zentrum für Industrie und Handel. Sie können auch die deutsche Botschaft für Kontakte nutzen.

B für Business opportunities (Geschäftsmöglichkeiten)

Sie sollten auch den Singapore Business Federations beitreten, die zahlreiche Business-to-Business (B2B)-Sitzungen und -Veranstaltungen in der ganzen Region durchführen.

C für Collaborations (Zusammenarbeit)

In Singapur gibt es viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. So veranstalten beispielsweise Singapurs Wissenschafts- und Technologieagentur A*STAR und das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Ausschreibungen für gemeinsame Forschungsprojekte von Organisationen aus beiden Ländern. Gefördert werden Projekte in den Bereichen neue Materialien und Methoden der additiven Fertigung, Sicherheitssysteme für das industrielle Internet der Dinge (IIOT), intelligente Sensoren und Aktoren für die Produktion und fortschrittliche Fertigungssysteme mit bis zu 500.000 Dollar bzw. 300.000 Euro.


Kurzprofile von Unternehmen aus Singapur, die Partner in Deutschland suchen, finden Sie beim EuropaService. Auch die aktive Geschäftspartnersuche ist möglich.

Die Singapore Business Federation ist unter folgender Webseite zu finden: https://www.sbf.org.sg/


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