Malta als Makler für den Mittelstand

12.01.2017

Das kleinste EU-Land hat erstmals die EU-Ratspräsidentschaft übernommen. Doch nicht nur EU-Politiker werden sich auf Malta die Klinke in die Hand geben. Auch für kleine und mittlere Unternehmen werden internationale Veranstaltungen organisiert. Dort können auch deutsche KMU Kontakte knüpfen und so von der wachsenden Wirtschaft Maltas profitieren. Immerhin hatte das Land im Jahr 2015 einen BIP-Anstieg von 6,3 Prozent und für das vergangene Jahr wird eine Erhöhung um 3,6 Prozent erwartet.

„Wir sind so stolz und erfreut, jetzt die Chance zu bekommen, maltesische KMU zu präsentieren und ausländischen Unternehmen die Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich in der Zusammenarbeit mit unseren Firmen ergeben, erklärt Brigitte Tanti, Chefin des KMU-Zugangs zu EU-Programmen in der nationalen Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft, Malta Enterprise, erfreut. Dies sei sonst durch die geringe Größe des Landes und seine Randlage schwierig.

Allein im Juni organisiert ihre Gesellschaft mit weiteren Partnern aus dem weltweit größten Betreuungsnetzwerk für KMU, dem Enterprise Europe Network, drei große Kooperationsbörsen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Diese finden statt im Zusammenhang mit dem EuroNanoForum, der Mediterranean Neuroscience Conference und der EU Digital Assembly.

„Unsere KMU präferieren solche Kooperationsbörsen, um in Kontakt mit ausländischen Unternehmen zu kommen. Sie betrachten sie als sehr kosten- und zeitsparend“, erklärt Tanti. Denn die Gespräche werden bereits im Vorfeld der Börsen organisiert, um die Chancen für verschiedene Formen der Zusammenarbeit auszuloten und sie werden von der EU unterstützt.

Beim Verhandeln mit maltesischen Geschäftsleuten, sollten deutsche Unternehmen jedoch berücksichtigen, dass die Insel zwar im Süden liegt, aber als ehemalige britische Kronkolonie haben die Bewohner auch Sinn für subtilen und trockenen Humor. Hieraus ergibt sich eine interessante Mischung aus englischem Understatement und italienischem Feilschen. Ferner ist Höflichkeit ausgesprochen wichtig.

Von bisherigen Treffen in Deutschland hat die Projekt-Koordinatorin des maltesischen EEN ausschließlich positive Reaktionen bekommen: „Die deutschen Unternehmen sind überrascht über die professionellen, qualitativ hochwertigen und zuverlässigen Geschäftsmöglichkeiten, die ihnen die maltesischen Unternehmen bieten und das selbst auf regionaler Ebene.“

Bereits seit den 60er Jahren, also lange vor Maltas EU-Beitritt im Jahr 2004, ist sogar schon eine gute Anzahl deutscher Unternehmen in Malta präsent, weiß Tanti. Neben mehrsprachigen und gut ausgebildeten Arbeitskräften profitieren diese insbesondere von der politischen Stabilität und der unternehmerfreundlichen Wirtschaftspolitik mit kurzen Wegen zu wichtigen Entscheidungsträgern. Offiziell liegt der Körperschaftsteuersatz zwar bei 35 Prozent, aber Malta bietet ein großzügiges Steuervergütungssystem, so dass der Steuersatz tatsächlich häufig bei fünf bis zehn Prozent liegt.

Insgesamt ist Malta aufgrund seiner Insellage ein sehr offenes Land und sehr an Warenhandel und ausländischen Direktinvestitionen interessiert. Chancen bieten sich für Mittelständler in verschiedenen Branchen. So ist Malta beispielsweise zu fast 100 Prozent abhängig von Energieimporten. Dabei bietet der sonnenreiche Inselstaat viel Potenzial im Bereich erneuerbare Energien, das noch gehoben werden will. Darüber hinaus plant die Regierung das Land als Standort für Biotechnologie zu etablieren und die maritime Wirtschaft stärker auszubauen.

Tanti hofft darauf, dass deutsche Unternehmer Malta künftig nicht mehr nur als Urlaubsort betrachten, sondern merken, dass sie mit den dortigen Unternehmen auch gut Geschäfte machen können. Maltas produzierende Industrie könne zwar keine großvolumigen Projekte bedienen. Sie sei vielmehr auf gering-volumige wertsteigernde Sektoren spezialisiert wie zum Beispiel der Mikro-Elektronik. Maltas Größe und seine gut gebildeten mehrsprachigen Arbeitskräfte machen das Land zudem zu einem idealen Standort für Forschung und Entwicklung sowie für Markttests.

Sparkassen, deren Firmenkunden sich für Chancen in dem kleinsten EU- und Euro-Land interessieren, die aber weder die Zeit finden, an Unternehmertreffen teilzunehmen, noch selber investieren möchten, können ihnen die Möglichkeit der Markterschließung vom Schreibtisch aus anbieten: Über den EuropaService können sie auf eine geschützte Datenbank zurückgreifen. Aktuell sind dort zum Beispiel 27 maltesische Unternehmen registriert, die auf der Suche nach Geschäftspartnern in Deutschland sind. Eine Auswahl dieser Unternehmen in Kurzform, ist auf Deutsch in den Eurokontakten des EuropaService zu finden. 


Mehr Infos zu Malta sind zu finden in dem entsprechenden Länderinfo und im Bereich Kooperationsservice auf folgender Webseite https://europaservice.dsgv.de/ oder unter der App S-weltweit.

Das EEN in Malta, mit dem der EuropaService assoziiert ist, besteht aus vier Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen haben: In Pieta ist die nationale Wirtschaftsentwicklungsagentur Malta Enterprise beheimatet. In Valetta die Malta Chamber of Commerce and Enterprise Association. In Birkirkara die Malta Business Foundation und in Kalkara das Ministry for Education and Employment. 


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Iris Hemker
Länderinfos, Kooperationsservice


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