Zypern: Geschäftsbedingungen für Handel und Investition

Das Gesellschaftsrecht in Zypern orientiert sich stark an britischem Recht. Es gibt öffentlich oder privat orientierte Aktiengesellschaften, die die Mehrheit der registrierten Unternehmen ausmachen. Für beide Formen gibt es kein Mindestkapital. Daneben existieren noch die general oder limited Partnerships sowie die Sole Proprietorship. 

Limited Liability Private Company:
Zur Gründung ist mindestens ein Geschäftsführer erforderlich. Die Anzahl der Aktionäre darf nicht mehr als 50 betragen. Aktien können nicht übertragen werden und es besteht keine Möglichkeit der öffentlichen Kapitalaufnahme. Die Haftung der Gesellschafter ist auf ihre Einlage begrenzt. Dies ist die am häufigsten gewählte Gesellschaftsform.

Limited Liability Public Company:
Die Beschränkungen, wie sie bei der Private Company existieren, fallen weg. Sie benötigt jedoch zur Gründung mindestens sieben Mitglieder und ein Mindestkapital von 25.629 Euro. Die Haftung der Gesellschafter ist begrenzt.

General Partnership:
Sie ist in etwa vergleichbar mit einer Offenen Gesellschaft. Jeder Partner ist persönlich haftend.

Limited Partnership:
Sie ist in etwa vergleichbar mit einer KG.

Sole Proprietorship:
Sie entspricht einem deutschen Einzelhandelsunternehmen, der Unternehmer ist persönlich und unbegrenzt haftend für die Verbindlichkeiten des Unternehmen.

Ferner kann eine Zweigstelle eingerichtet werden. Diese ist jedoch keine juristische Person.

Weitere Informationen zu den Unternehmensformen in Zypern finden Sie bei der Abteilung für Unternehmensregister und geistiges Eigentum beim Ministerium für Energie, Handel und Industrie.

Der Körperschaftsteuersatz liegt bei 12,5 Prozent.

Zypern ist dabei, die EU-Richtlinie "Zweite Säule" in nationales Recht umzusetzen, die Folgendes gewährleisten soll einen globalen Mindeststeuersatz von 15 % für multinationale Unternehmensgruppen und große inländische Konzerne in der EU mit einem konsolidierten Jahresumsatz von mindestens 750 Millionen EUR. Die IIR (Income Inclusion Rule) gilt für Abrechnungszeiträume, die am oder nach dem 31. Dezember 2023 beginnen, und die UTPR (manchmal als "Under Taxed Profit(s) Rule" oder "Under Taxed Payments Rule" bezeichnet) gilt für Rechnungszeiträume, die am oder nach dem 31. Dezember 2023 beginnen. Zypern beabsichtigt ferner die Einführung einer qualifizierten inländischen Zusatzsteuer (manchmal auch als QDMTT bezeichnet), die ab dem 1. Januar 2025 gelten soll.

Zwischen der Republik Zypern und der Bundesrepublik Deutschland wurde am 18. Februar 2011 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung ein Abkommen geschlossen, das seit dem 16. Dezember 2011 gilt. Der Text des Abkommens findet sich beim Bundesfinanzministerium  unter Themen ->Steuern -> Internationales Steuerrecht -> Staatenbezogene Informationen.

Für die Ansiedlung von Industrien sind in Zypern 14 Industriegebiete errichtet worden. Um sich als Unternehmen in solch einem Industriegebiet niederlassen zu können ist ein Antrag beim Ministerium für Energie, Handel und Industrie einzureichen. 

Nach Angaben von Deloitte gibt es keine Grundsteuer,  jedoch eine Grunderwerbsteuer: Die Übertragung von Immobilien unterliegt einer Übertragungsgebühr von 3 % bis 8 %, auf den vom Grundbuchamt geschätzten Marktwert der Immobilie. Eine vorübergehende anfängliche 50%ige Ermäßigung der Übertragungsgebühren wurde auf unbestimmte Zeit verlängert, und es gilt eine 100 %ige Befreiung, wenn die Übertragung des Grundstücks der Mehrwertsteuer unterliegt.

Eine Abgabe in Höhe von 0,4 % ist vom Verkäufer beim Verkauf der folgenden Objekte zu entrichten:

- Verkauf von Grundstücken in den von Zypern kontrollierten Gebieten, für die ein allgemeiner Wert vom Ministerium für Land und Vermessung festgelegt wurde; und

- Anteile an einer Gesellschaft, die nicht an einer anerkannten Börse notiert ist und die direkt oder indirekt Eigentümerin unbeweglichen Vermögens ist, dessen allgemeiner Wert vom Department of Land and Surveys festgelegt wurde.

Die Corona-Pandemie hatte erhebliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft auch in Zypern. Um diese abzufedern, hat die Europäische Union die Aufbau- und Resilienzfazilität mit einem Volumen von 672,5 Milliarden Euro aufgelegt, davon allein 312,5 Milliarden Euro an Zuschüssen.

Der zyprische Aufbau- und Resilienzplan, mit dem das Land 1,2 Milliarden Euro (1 Milliarde Zuschuss, 200 Millionen Darlehen) aus der Aufbau- und Resilienzfazilität bekommen möchte, ist im Juli 2021 von der EU-Kommission positiv bewertet worden. Auch der Europäische Rat hat sein O.K. gegeben, so dass Gelder nach Zypern fließen können. Über die Entwicklung und den Einsatz der Aufbaumittel in Zypern informiert die EU-Kommission.

Die neue Fördergebietskarte für Zypern für die Förderperiode 2021 bis 2027 ist im Juli 2021 veröffentlicht worden. Das gesamte Land ist eine Übergangsregion. Diese Fördergebietskarte ermöglicht Zypern gezielte staatliche Beihilfen für Unternehmen, um die Förderung der regionalen Entwicklung voranzubringen. Seit 1. Januar 2022 gelten neue Leitlinien für Regionalbeihilfen.

Die EU-Kommission hat Anfang Juli 2022 das Partnerschaftsabkommen mit Zypern für die Förderperiode 2021 bis 2027 abgeschlossen, das die Strategie für den landesweiten Einsatz der europäischen Struktur- und Investitionsfonds beinhaltet. Dieses Partnerschaftsabkommen ist die Basis für die operationellen Programme, in denen die Investitionsprioritäten und konkreten Maßnahmen Zyperns und seiner Regionen festgelegt sind. 

Informationen zur Kohäsionspolitik der EU für die Periode 2021 bis 2027 hat die EU auf einer Internetseite zusammengefasst, dort können für einzelne Elemente Filter gesetzt werden, so dass man auch Angaben für Zypern erhält.

Neben EU-Geldern finanziert Zypern Maßnahmen der Wirtschaftsförderung auch allein aus nationalen oder regionalen Mitteln.

Grundlegende Ziele der Förderung in Zypern sind die Gewinnung und Entwicklung neuer Hochtechnologien und qualifikationsintensive Produktionen, die Steigerung der Produktivität und Bildung sowie die Gewinnung kapitalintensiver ausländischer Investitionen. Entsprechend gibt es Förderungen für Projekte im Rahmen von Forschung und Entwicklung. Im Fokus der Förderung sind vor allem die Unternehmen, die man mit verschiedenen Maßnahmen zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit unterstützen will. Einen Überblick über Investitionsanreize bietet der Point of Single Contact.

Eine Übersicht über sämtliche Programme, sowohl europäische als auch nationale, finden Sie auf dem Förder-Portal des Landes.

Auch Maßnahmen zur Bereicherung und Entwicklung des touristischen Angebots werden gefördert. Verwaltet werden sie von der Cyprus Tourism Organisation. Dort finden Sie den Link zu Incentives and Subsidies mit näheren Erläuterungen.

Für die Ansiedlung von Unternehmen gibt es Industriezonen, die im privaten Besitz sind und Industriegebiete, die in staatlicher Hand sind. In letzteren können Grundstücke für 33 Jahre geleast werden, mit der Option einer zweimaligen Verlängerung. Mehr Informationen gibt es beim Ministerium für Energie, Handel, Industrie und Tourismus.

Die Europäische Union unterstützt Unternehmen in Zypern mit einer breiten Palette von EU-Programmen, die Darlehen, Bürgschaften, Risikokapital und andere Formen der Eigenkapitalfinanzierung bereitstellen. Diese Finanzinstrumente werden von Finanzintermediären wie Banken, Risikokapitalfonds und anderen Finanzinstituten verwaltet. Ansprechpartner sind lokale Kreditinstitute. 

Die Einrichtungen des Enterprise Europe Network arbeiten im Auftrag der EU. Sie beraten vor allem mittelständische Unternehmen über EU-Fragen und grenzüberschreitende Kooperationsmöglichkeiten. Der EuropaService der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe kooperiert mit diesem Netzwerk. Die Partner des zyprischen Enterprise Europe Network sind in Lefkosia und Nikosia zu finden.