Mazedonien: Stützpunkte erleichtern Zugang

05.03.2015

Mazedoniens Wirtschaft wächst weiter. Über Chancen für deutsche Unternehmen berichtet Kliment Sekerovski, stellvertretender Geschäftsführer von Invest Macedonia.

Im Gespräch mit
Kliment Sekerovski
Stellv. Geschäftsführer von Invest Macedonia, Agentur für Auslandsinvestitionen und Exportförderung der Republik Mazedonien

Herr Sekerovski: Mazedonien ist ein Teil von ehemals sechs Teilen Jugoslawiens. Was ist das Besondere, mit dem sich Mazedonien von den anderen Ländern abhebt?

Hier sind vor allem die Anstrengungen der Regierung der Republik Mazedonien bei der Schaffung eines investorfreundlichen Klimas zu erwähnen. Die Investitionen in unserem Land, gemessen am Bruttoinlandsprodukt p.a., wachsen stetig. Selbst in der Zeit der letzten Wirtschaftskrise, sind die Investitionen im Vergleich zu der Zeit vor der Wirtschaftskrise gestiegen. Konkret hervorzuheben sind: die unschlagbaren Steuervergünstigungen und die niedrigen Betriebskosten, die Registrierung eines Unternehmens innerhalb von vier Stunden, die qualifizierten Arbeitskräfte und eine ausgezeichnete geostrategische Lage.

Im Vergleich zu den Ländern aus der Region ist Mazedonien konkurrenzfähiger aufgrund der monetären und makroökonomischen Stabilität des Landes und der niedrigsten Steuer in Europa. Ferner bietet das Freihandelsabkommen mit EU-, EFTA-, CEFTA-Staaten, mit der Türkei und der Ukraine, den Zugang zu mehr als 650 Millionen Kunden. Darüber hinaus ist Mazedonien das erste Land in Südosteuropa, das das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU in 2001 unterzeichnet hat.

Die Investitionsförderagentur Invest Macedonia hat vier Büros in Deutschland. Wie können Sie konkret deutschen KMU helfen, die in Mazedonien Fuß fassen wollen?

Deutschland ist der größte Handelspartner der Republik Mazedonien und die Republik Mazedonien ist einer der wenigen Handelspartner von Deutschland, mit dem Deutschland ein Handelsdefizit aufweist. Die Agentur Invest Macedonia unterstützt deutsche KMUs beim Zugang zu Informationen über die Investitionsmöglichkeiten, das Geschäftsklima, die Steuervergünstigungen für ausländische Investoren, die Geschäftspartnervermittlung und die Organisation von Besuchen nach Mazedonien.

Gibt es weitere Pläne?

Neben den vier bestehenden Stützpunkten in München, Stuttgart, Bonn und Hamburg, wird Mazedonien in diesem Jahr einen weiteren Wirtschaftspromotor in Frankfurt, dem kontinentalen Finanzzentrum, entsenden. Hiermit wollen wir die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern stärken. Wir glauben fest daran, dass mit einem weiteren Wirtschaftspromotor in Frankfurt den Unternehmen aus der Region der Zugang zu Informationen über das Geschäftsklima und über die Investitionsmöglichkeiten in Mazedonien erleichtert wird. 

Die jüngste Parlamentswahl ist bald ein Jahr her. Was sind in wirtschaftlicher Hinsicht wichtige Dinge, die auf den Weg gebracht wurden?

Die Hauptprioritäten der Regierung der Republik Mazedonien sind die Schaffung der Rahmenbedingungen für hohes Wirtschaftswachstum und die Einhaltung der makroökonomischen Stabilität. Die Fiskalpolitik zielt darauf ab, sowohl ein angemessenes Budgetdefizit als auch makroökonomische Stabilität einzuhalten und durch mehr Kapitalinvestitionen die mazedonische Wirtschaft zu fördern. 

Was steht als Nächstes an?

Die wichtigsten Wirtschaftsprojekte, die in der nächsten Periode umgesetzt werden, sind der Aufbau und die Modernisierung der Transport- und Kommunalinfrastruktur. Hierzu zählen der Ausbau von drei neuen Autobahnen, die Eisenbahnverbindung nach Bulgarien und der Wiederaufbau des Wasserleitungsnetzes. Da der Energiesektor alle Wirtschaftssektoren stark beeinflusst und eine tragende Säule für eine nachhaltige Entwicklung von Mazedonien darstellt, wird sich die Regierung weiterhin dafür einsetzen, die Standards und Regulativen der Europäischen Union im Energiesektor zu erfüllen, einen konkurrenzfähigen Nationalmarkt zu etablieren, eine aktive Beteiligung an dem regionalen Energiemarkt zu ermöglichen sowie den Markt für Strom, Naturgas und Heizenergie zu liberalisieren. Weitere Projekte sind die  flächendeckende Versorgung Mazedoniens mit Gas und die Exploration von Bodenschätzen. 

Und was bedeutet dies für Unternehmen?

Wir werden verstärkt die mazedonischen Unternehmen unterstützen, ihre Kapazitäten zu stärken, sowie in neue Technologien, Innovationen, Forschung und Know-how zu investieren. Mit Investitionen solcher Art werden die heimischen Unternehmen Produkte mit einem höheren Mehrwert herstellen und ihre technologischen Standards stärken, so dass sich ihre Konkurrenzfähigkeit verbessern wird.

Großes Potenzial für ausländische und heimische Investitionen sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze hat darüber hinaus vor allem der Tourismus. Es ist einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren in Mazedonien. Daher wird die Medienkampagne “Macedonia Timeless“ weltweit fortgesetzt, um Mazedonien als sehenswertes Reiseziel bekannter zu machen.

Im vergangenen Jahr hat Mazedonien an der Wirtschaftskonferenz zum Westlichen Balkan in Berlin teilgenommen. Ein Slogan dort lautete „Connecting the Countries“.

Auf der Wirtschaftskonferenz zum Westlichen Balkan in Berlin lag der Fokus auf den Ländern aus der Region, die mit unterschiedlicher Intensität auf dem Weg zur EU sind. Wichtiges Ziel ist es, die Möglichkeiten für eine regionale Zusammenarbeit zu eruieren. Diese sind unverzichtbare Grundlage für eine gemeinsame Entwicklung und eine einfachere Erfüllung der Kriterien für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Durch das gemeinsame Monitoring der Fortschritte bei der Umsetzung der Reformen, der Lösung der offenen bilateralen und innenstaatlichen Fragen sowie durch die Versöhnung innerhalb und zwischen den Gesellschaften in der Region, werden in den nächsten vier Jahren die Integrationen beschleunigt. Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung sind nur durch offene Märkte und ausländische Investitionen möglich. Die Initiierung von Projekten kann so zur Vernetzung und Entwicklung des gesamten Westbalkans beitragen. Aus dem Energiesektor, der Infrastruktur und den Investitionen soll national, regional und auf EU-Ebene profitiert werden.  

Was unternimmt Mazedonien konkret in diese Richtung?

Die Republik Mazedonien ist bereit, einen regionalen Markt und eine regionale Börse für Strom zu schaffen. Dadurch könnte eine sicherere und günstigere Stromversorgung nicht nur für das ganze Land, sondern auch für die ganze Region gewährleistet werden. Hierzu zählt das Projekt für öffentlich private Partnerschaft für den Aufbau von Systemen zur Verteilung in den Regionen II und III in Mazedonien. Auch gibt es Interesse an der Intensivierung der bilateralen Zusammenarbeit sowie an mehreren künftigen Projekten insbesondere im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung inklusive Technologietransfer, Umwelt, lokale und regionale Entwicklung, Tourismus und Modernisierung der Bildung, Forschung und Innovationen. Aktuell setzen wir nationale Aktivitäten um, um das Wirtschaftswachstum, die Konkurrenz- und Arbeitsfähigkeit zu fördern. Das Projekt „Adriatisch–ionische Autobahn“ ist in der Endphase und die Vernetzung mit den Korridoren 8 und 10 ist am Laufen. Dadurch erwarten wir einen neuen Austausch im Wirtschafts-, Kultur-, Handels- und Tourismusbereich.


Der EuropaService der Sparkassen-Finanzgruppe bietet weitere Infos zu Mazedonien und die Möglichkeit, Geschäftspartner zu finden. https://europaservice.dsgv.de

Mehr Infos zu Invest Macedonia unter https://investnorthmacedonia.gov.mk/


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Iris Hemker
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