Kolumbien hat viel zu bieten

Ressourcenreichtum, umfangreicher Branchenmix, verfügbarer Talentpool

Kolumbien: Ressourcenreichtum, vielfältige Branchen, verfügbarer Talentpool

Neben einem Mindestlohn von umgerechnet 307,11 Euro im Monat und einem Körperschaftsteuersatz von 20 Prozent in Freizonen verfügt Kolumbien auch über eine günstige Lage und Bestrebungen im Bereich Nachhaltigkeit. Kollegen aus dem kolumbianischen Enterprise Europe Network (EEN) berichten über Vorzüge des Landes und Geschäftsmöglichkeiten, die das Netzwerk u.a. durch Austausch und Treffen bietet.

Vor kurzem wurde in einem EEN-Webinar über Kolumbien das kolumbianische Potenzial hervorgehoben, das ausländische Unternehmen bedenken sollten. Worin besteht dieses?

Kolumbien: Ressourcenreichtum, vielfältige Branchen, verfügbarer Talentpool
Bündeln im kolumbianischen EEN das Wissen und die Erfahrung im Land: (v.l.): Estefania Reyes Mejia, Internationalization Programs Leader Impact Hub Medellin; Sebastián Bustamente, Co-founder Impact Hub Medellin, Cali, Bogota und EEN Colombia Coordinator sowie Paola López, Internationalization Programs Specialist Impact Hub Medellin.

In erster Linie ist die strategische Lage Kolumbiens im Herzen des amerikanischen Kontinents einer der großen Vorteile für Unternehmen, denn es ermöglicht Zugang zum gesamten Kontinent, sowohl über den Pazifik als auch über den Atlantik. Mit gut 52 Millionen Einwohnern bietet es ferner einen attraktiven Inlandsmarkt mit unterschiedlichen Regionen.

Der Reichtum an natürlichen Ressourcen und das Wachstum der Mittelschicht machen Kolumbien ebenfalls zu einem attraktiven Markt für deutsche Unternehmen. Ferner eröffnet der vorherrschende Modernisierungsbedarf in die Infrastruktur deutschen Unternehmen, die in langfristige Projekte investieren möchten, gute Chancen.

Kolumbien ist auch für sein Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit bekannt; laut Invest in Kolumbien strebt das Land die Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 51 Prozent an. Darüber hinaus soll bis 2030 eine Abholzungsrate von 0 und eine Kohlenstoffneutralität bis 2050 erreicht werden.

Die Arbeitskräfte sind ebenfalls einer der wichtigsten Trümpfe des Landes, die von den bereits in Kolumbien ansässigen Unternehmen anerkannt werden. Die kolumbianischen Arbeitnehmer zeichnen sich durch ihr Engagement, ihre Leidenschaft und ihr Verantwortungsbewusstsein aus. Die überwiegend junge und hochqualifizierte Bevölkerung stellt für Unternehmen einen leicht verfügbaren Talentpool dar.

Das drittbevölkerungsreichste Land Lateinamerikas verfügt darüber hinaus über ein solides Unternehmensnetzwerk, das die Gründung neuer Unternehmen unterstützt und das nicht nur die gesamte Produktionskette gewährleistet, sondern auch die Möglichkeit bietet, strategische Verbündete und Kunden zu finden. Zusätzlich gibt es ein Innovations-Ökosystem, das aus mehr als 1.110 Start-ups besteht, die in gut 26 Sektoren tätig sind. Laut der jüngsten Studie von Price Waterhouse Cooper über Doing Business in Kolumbien, ist das Engagement des Landes für Fortschritte in Technologie und Innovation hervorzuheben, das durch erhebliche Investitionen der Regierung in diesem Bereich unterstützt wurde.

Kolumbien bietet Unternehmen auch wichtige Anreize, wie ein zunehmend vereinfachtes Verfahren für die Gründung und Eintragung von Unternehmen, so JLC Auditors and Advisors. Nach Brasilien und Mexiko ist Kolumbien der drittgrößte Empfänger von Auslandsinvestitionen in der Region. Nach Angaben des Single Investment Window des Handelsministeriums erhielt das Land im vergangenen Jahr ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 10.804 Millionen US-Dollar. Dieser Investitionsfluss ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten konstant geblieben und verdeutlicht das Vertrauen und das anhaltende Interesse der Investoren an dem Land.

Nach der Pandemie und dem Friedensabkommen mit der FARC im Jahr 2016 hat das Land seine Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität für Unternehmen gestärkt, so die International Trade Administration aus den Vereinigten Staaten. Diese Post-Konflikt-Ära habe die Entwicklung in mehreren Schlüsselsektoren stimuliert, einschließlich der Infrastruktur, dem Tourismus, der Berufsausbildung, der Bildung, der ländlichen Entwicklung und erheblichen Investitionen in die Sicherheit zur Erhaltung des Friedens.

Auch wenn das Potenzial groß ist, das Geschäftsleben erfordert Sicherheit. Im Korruptionsindex liegt Kolumbien jedoch auf Platz 87.

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Die Korruption in Kolumbien ist eine Realität. Um dem entgegenzuwirken, ist ein systemischer Ansatz zwischen den staatlichen Institutionen und der Zivilgesellschaft erforderlich, der über die von der Regierung eingegangenen Verpflichtungen hinausgeht und der präventive Maßnahmen, einen besseren Zugang zu öffentlichen Informationen sowie die Stärkung des Justizsystems und der Regulierungsbehörden umfasst. Dieser Ansatz spiegelt sich in ersten Fortschritten wider, die Kolumbien im Korruptionswahrnehmungsindex (CPI) von Transparency International 2023 gemacht hat. Das Land ist in den vergangenen 6 Jahren von Platz 91 auf Platz 87 unter 187 bewerteten Ländern vorgerückt.

Dies ist das Ergebnis des Engagements verschiedener kolumbianischer Einrichtungen wie u.a. Transparency for Colombia, dem Staatsrat, der Generalstaatsanwaltschaft, internationalen Organisationen wie der Europäischen Union mit Instrumenten wie dem Indikativen Mehrjahresprogramm für den Zeitraum 2021 bis 2027, der Nationalen Politik für Transparenz und dem Zugang zu öffentlichen Informationen sowie dem Anti-Korruptions Portal.

Ausländische Unternehmen, die sich in Kolumbien niederlassen wollen, können sicher sein, dass sämtliche Anstrengungen unternommen werden, ihre Initiativen zu schützen.

Deutschland ist in der EU der größte Handelspartner Kolumbiens. Wie erklären Sie sich das?

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Obwohl Deutschland nur 3 Prozent der europäischen Investitionen in Kolumbien ausmacht, ist seine Präsenz bedeutend, da diese Investitionen in verschiedenen Sektoren getätigt werden, von der Infrastruktur bis zur Technologie. Dies stärkt die Handelsbeziehungen und erleichtert den Austausch von Waren und Dienstleistungen zwischen den beiden Ländern.

Im November 2023 entfielen beispielsweise 9 Prozent der kolumbianischen Ausfuhren in die EU auf Deutschland und 24 Prozent der EU-Einfuhren nach Kolumbien kamen aus Deutschland. Dieser robuste Handelsaustausch stärkt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Nach Angaben des Auswärtigen Amts ist Deutschland Kolumbiens fünftgrößter Handelspartner mit einem Handelsvolumen von 53,6 Milliarden Euro (2023). Die Deutsch-Kolumbianische Industrie- und Handelskammer hat mehr als 300 Mitglieder.

Förderlich für den bilateralen Handel ist sicherlich auch das Inkrafttreten des Handelsabkommens zwischen Kolumbien und der EU im August 2013. Dieses Abkommen hat Zollschranken abgebaut und ein günstigeres Umfeld für den Handel zwischen Kolumbien und den EU-Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschland geschaffen.

Welche Branchen gelten als Schlüsselbereiche für die wirtschaftliche Entwicklung Kolumbiens und warum?

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Nach Angaben des Nationalen Amt für Statistik (Dane) von Kolumbien haben in jüngster Zeit vor allem die Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei und der Bergbau das Wirtschaftswachstum des Landes angetrieben. Der Agrarsektor hat nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Kolumbien einen Anteil von 6 bis 8 Prozent am nationalen BIP und einen Anteil von 15 Prozent an der Beschäftigung des Landes. Das Land verfügt über eine große Vielfalt an Klimazonen und Böden, die komparative Vorteile in der landwirtschaftlichen Produktion bieten. Das kolumbianische Agrobusiness umfasst Kulturpflanzen wie Kaffee, Blumen, tropische Früchte, Kakao, Bananen und andere. Die weltweit steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln, die Entwicklung von Agrartechnologien und die Diversifizierung der Produkte bieten Chancen für das Wachstum des Sektors in dem Land.

Ferner verfügt Kolumbien über eine reiche biologische Vielfalt, eine abwechslungsreiche Geografie mit Stränden, Bergen, Dschungel und Kolonialstädten sowie eine lebendige Kulturszene. Diese Vielfalt machen den Tourismus zu einer Branche mit enormem Wachstumspotenzial. Er bringt Devisen ins Land und beschleunigt die Entwicklung der Infrastruktur und damit verbundener Dienstleistungen und fördert zusätzlich Beschäftigungsmöglichkeiten im ganzen Land.

Darüber hinaus ist Kolumbien im Jahr 2023 der drittgrößte E-Commerce-Markt in Lateinamerika gewesen, so Statista. Zwischen 2022 und 2027 wird ein Wachstum um 60 Prozent erwartet. Das Land verfügt über junge und gut ausgebildete Arbeitskräfte in Programmierung, Webdesign, digitalem Marketing. Die Förderung dieses Sektors stärkt nicht nur Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, sondern erleichtert auch die Eingliederung Kolumbiens in die Weltwirtschaft.

Im Bau- und Infrastruktursektor gibt es für das Jahr 2024 ebenfalls einen positiven Ausblick. Trotz Rückschlägen aufgrund von Konjunkturabschwächung und steigender Kosten bleibt er ein wichtiger Motor für die kolumbianische Wirtschaft und Entwicklung und konzentriert sich auf Projekte in den Bereichen Transport, Verkehr, Telekommunikation und sanitäre Grundversorgung, um die Konnektivität zu verbessern, die Logistikkosten zu senken und die Schaffung von Arbeitsplätzen und die regionale Entwicklung zu fördern.

Kolumbien verfügt auch über eine große Menge an natürlichen Ressourcen für die Erzeugung von erneuerbarer Energie, einschließlich Wasserkraft, Sonnenenergie, Windkraft und Biomasse. Die Diversifizierung des Energiemix hin zu erneuerbaren Quellen trägt nicht nur zur Umweltverträglichkeit bei, sondern verringert auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und stärkt die Energiesicherheit des Landes.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen weltweit eine immer wichtigere Rolle. Wie sieht es in Kolumbien aus?

Kolumbien: Ressourcenreichtum, vielfältige Branchen, verfügbarer Talentpool

Kolumbien hat ehrgeizige und proaktive Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ergriffen, um globale Herausforderungen zu bewältigen und ein günstiges Umfeld für nachhaltige Investitionen zu schaffen.

Einerseits wurden laut Invest in Colombia ehrgeizige Ziele festgelegt, wie die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 51 Prozent bis 2030, die Abschaffung der Abholzung bis zum selben Jahr und die Erreichung der Kohlenstoffneutralität bis 2050. Ebenso war Kolumbien Vorreiter bei der Integration der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) in seine nationale Entwicklungsagenda und bei der Einführung einer grünen Taxonomie.

Dies liefert einen klaren Rahmen für Investitionen, die wesentlich zum Klimaschutz beitragen, und sie fördern eine fundierte Entscheidungsfindung im Einklang mit den globalen Umweltzielen. Kolumbien wurde unter den 170 Ländern als der viertattraktivste Schwellenmarkt für Investitionen in erneuerbare Energien anerkannt, so der Climate Escope 2023. Diese Führungsrolle bei der Energiewende unterstreicht die Fähigkeiten des Landes in diesem Bereich und eröffnet Investitionsmöglichkeiten in saubere Technologien und innovative Projekte in Bereichen wie der Bioökonomie, der Kreislaufwirtschaft und den nachhaltigen Tourismus.


Impact Hub Colombia gibt es seit 2018. Bis heute haben fast 1.200 Teilnehmer an deren Programmen teilgenommen, die durch die unterrichteten Module zum Kapazitätsaufbau indirekt durchschnittlich mehr als 600 Arbeitsplätze generiert haben.


Firmenkunden der Sparkassen, die sich in Kolumbien engagieren möchten, können über den EuropaService der Sparkassen-Finanzgruppe nach Geschäftspartnern suchen.


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 Fotos: iStock, Impact Hub Medellin; Montage: I. Lanz

Iris Hemker
Länderinfos, Kooperationsservice


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Kolumbien: Ressourcenreichtum, vielfältige Branchen, verfügbarer Talentpool

Chancen in vielen Sektoren

Digitalisierung, erneuerbare Energien, Agribusiness, Infrastruktur und Tourismus bieten Möglichkeiten.

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Erfolgreiche Kooperation

Eine Universität und zwei italienische Unternehmen haben über das EEN zusammengefunden.

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Know-how erweitern

Veranstaltungen in anderen Ländern bieten Einblicke in Trends, Bedürfnisse und spezifische Geschäftspraktiken.

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Kooperation via Datenbank

Großes Interesse aus dem Digital- und Technologiesektor sowie der Kaffee- und Gesundheitsbranche.

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Grenzen überwinden

Herausforderungen ergeben sich durch Unterschiede in Kultur und Sprache sowie mangelnde Marktkenntnisse.

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EEN-Partner in Kolumbien

Handelskammern, Universitäten, Organisationen aus dem Tourismus, dem Unternehmerturm und der Innovation.