Forschung und Innovation

Horizont Europa – englisch Horizon Europe – heißt das Rahmenprogramm der EU für die Förderung einer breiten Palette von Forschungs- und Innovationsthemen im Zeitraum 2021 bis 2027. Anders als früher (bis 2013) fördert dieses nicht nur reine Forschung, sondern auch Innovationen. Für diese werden nicht allein Zuschüsse, sondern verstärkt Finanzintrumente eingesetzt – neuerdings aber vor allem aus dem separaten InvestEU-Fonds.

Forschung und Innovation

Thematische Schwerpunkte („cluster“) im Bereich „Globale Herausforderungen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas“ von Horizont Europa sind:

  1. Gesundheit;
  2. Kultur, Kreativität und inklusive Gesellschaft;
  3. Zivile Sicherheit für die Gesellschaft;
  4. Digitalisierung, Industrie und Weltraum;
  5. Klima, Energie und Mobilität;
  6. Lebensmittel, Bioökonomie, natürliche Ressourcen, Landwirtschaft und Umwelt.

Mit Bezügen zu mehreren der vorgenannten „Cluster“ gibt es als Neuerung einige Querschnittsthemen, die in Horizont Europa als „Missionen“ bezeichnet werden:

  1. Anpassung an den Klimawandel, inklusive gesellschaftlicher Veränderungen;
  2. Krebs;
  3. Gesunde Ozeane, Meere, Küsten- und Binnengewässer;
  4. Klimaneutrale und intelligente Städte;
  5. Bodengesundheit und Ernährung.

Gerade diese "Missionen" lassen verstärkte Schwerpunktsetzungen durch den europäischen Green Deal auch im Bereich der Forschungs- und Innovationsförderung erkennen. Mehr Informationen zum Green Deal liefert der Bereich Umwelt, Energie und Verkehr.

Damit die EU ein Forschungs- bzw. Innovationsvorhaben fördert, muss es im Regelfall durch mindestens drei voneinander unabhängige Teilnehmer aus verschiedenen Ländern gemeinsam durchgeführt werden und einen „europäischen Mehrwert“ nachweisen. Die letztendlich zur Förderung ausgewählten Projekte haben oft (deutlich) mehr als drei Partner.

Klein- und Mittelunternehmen (KMU) können bei Innovationen aber auch einzeln gefördert werden – im Rahmen des sogenannten EIC Accelerator des Europäischen Innovationsrats (European Innovation Council – EIC). Dabei werden meist keine konkreten Themen vorgegeben, und Förderanträge können jederzeit gestellt werden; bewertet werden sie jeweils nach festgesetzten Stichtagen („cut-off dates“) mehrmals im Jahr. Der EIC Accelerator fördert Technologien mit fortgeschrittenem Reifegrad – nicht nur durch Zuschüsse, sondern ergänzend auch durch Beteiligungskapital („blended finance“) aus dem 2020 errichteten EIC Fund. Letzteres dient der Finanzierung von Aktivitäten, die kurz vor der Markteinführung stehen.

Horizont Europa gibt für forschungsspezifische Ausgaben (keine Sachinvestitionen) vor allem Zuschüsse, die direkt in Brüssel beantragt werden. Förderanträge können meist nur im Rahmen spezifischer Aufrufe zur Einreichung von Vorschlägen gestellt werden; diese Aufrufe geben jeweils konkrete Themen und einen Schlusstermin für Anträge vor. Für diese gibt es keine Fördergarantie; sie werden in einem Wettbewerbsverfahren bewertet.

Mehr Finanzinstrumente statt nur Zuschüsse

Seit einigen Jahren fördert die EU insbesondere Innovationsvorhaben nicht nur mit Zuschüssen, sondern auch mit Beteiligungskapital, Darlehen oder Bürgschaften. Das macht die EU-Kommission nicht selbst, sondern über die Europäische Investitionsbank (EIB), den Europäischen Investitionsfonds (EIF) oder andere Umsetzungspartner („implementing partners“). Entsprechende Finanzinstrumente waren beim Vorgänger Horizont 2020 unter der Bezeichnung InnovFin bekannt und wurden auch aus dem EFSI (Europäischer Fonds für Strategische Investitionen – „Juncker-Fonds“) unterstützt.

An die Stelle von InnovFin mit EFSI tritt ab 2021 das thematische Fenster „Forschung, Innovation und Digitalisierung“ des neu errichteten InvestEU-Fonds. Finanzinstrumente der EU für alle Förderzwecke werden darin zusammenfasst und nach einheitlichen Regeln für die Umsetzung angeboten. Finanzierungsbedarf in KMU-typischer Höhe wird von EIB oder EIF nicht unmittelbar gedeckt, sondern über ausgewählte „Finanzintermediäre“, die dafür bei Umsetzungspartnern der EU-Kommission akkreditiert sind. Mehr Informationen zum InvestEU-Fonds bietet der Bereich Gründung und Investitionen.

In Deutschland laufen noch Bundes- und Landesförderprogramme für Innovation und Digitalisierung weiter, die schon unter InnovFin und teilweise mit dem EFSI eingerichtet wurden. Sie werden zu gegebener Zeit ggf. unterstützt durch InvestEU weitergeführt. Die KfW bietet seit Mitte 2017 den ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit an. Dieser ist im Grundsatz bei allen Hausbanken in Deutschland verfügbar.

Genauso werden über Hausbanken weitere Programme in mehreren Bundesländern vergeben:

Der europäische Green Deal hat den weniger bekannten Forschungsfonds für Kohle und Stahl (Research Fund for Coal and Steel – RFCS) stärker in den Fokus gerückt, zu dessen Förderzielen die CO2-freie Stahlerzeugung („Grüner Stahl“) gehört. Dieser Fonds ist kein Teil von Horizont Europa, sondern wurde eingerichtet als Nachfolger der „Montanunion“ (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl –  EGKS – 1952-2002). Er veröffentlicht jährliche Aufrufe zur Einreichung von Vorschlägen.

Unterstützung und Beratung in Deutschland

Interessenten und Antragsteller für EU-Forschungsförderung werden in Deutschland durch Nationale Kontaktstellen (NKS) für alle Themenbereiche von Horizont Europa und auch durch spezialisierte Mitglieder des Enterprise Europe Network (EEN) beraten und unterstützt. Für KMU und deren Forschungsbelange gibt es keine eigene NKS mehr, wohl aber eine auf KMU konzentrierte NKS EIC Accelerator. Grundlegende Orientierung und Beratung bietet zudem eine Erstinformationsstelle.

Unternehmen, deren Forschungs- bzw. Innovationsvorhaben keine „europäische Dimension“ haben, können möglicherweise deutsche Fördermittel vom Bund oder den Ländern beantragen. Die deutschen Nationalen Kontaktstellen für Horizont Europa betreuen in der Regel auch thematisch vergleichbare deutsche Förderprogramme und können Unternehmen über die am besten geeigneten Angebote beraten.

Christoph Judith
Leitung EuropaService, Förderung durch die EU und Deutschland


030 20225 5798


030 20225 5799

Weitere Informationen

Einen Hintergrundbeitrag zum Start der EU-Förderperiode 2021-2027 finden Sie unter Europa aktuell