Südkorea - KMUs für Kooperationen

KMU haben eine große Bedeutung für die Volkswirtschaft, sowohl in Deutschland als auch in Südkorea. Gerade ermunterte daher die südkoreanische Ministerin für KMU und StartUps, Park Young-Sun, deutsche und koreanische Unternehmen durch Kooperationen ihre Synergien zu steigern. Über Chancen und Herausforderungen für deutsche Firmen informiert Barbara Zollmann, Geschäftsführerin der AHK Korea.

Südkorea - KMUs für Kooperationen
Im Gespräch mit
Barbara Zollmann
Geschäftsführerin der AHK Korea

Frau Zollmann, Südkorea ist vor allem durch große Technikunternehmen und deren Produkte bekannt. Welchen Anteil machen da KMU an der Unternehmenslandschaft aus? Gibt es spezielle Förderungen für kleine und mittlere Unternehmen?

Der rasante Wirtschaftsaufstieg Südkoreas fußt unter anderem darauf, dass sich große Konglomerate gebildet haben, die von Familien geführt wurden, und die über die Jahrzehnte eine unglaubliche Macht entwickelt haben. KMUs gibt es jedoch auch sehr viele, ca. 98 Prozent, ähnlich wie in Deutschland, aber ihre Rolle ist meist mehr die des Zulieferers, der angesichts der schieren Größe der koreanischen Konglomerate in einer inferioreren Stellung ist.

Dieses Ungleichgewicht möchte die koreanische Regierung ausgleichen und hat dazu in dieser Legislaturperiode ein eigenes Ministerium für KMUs und Startups gebildet. Ebenso gibt es Initiativen, besonders potente koreanische Mittelständler zu fördern. Auch Startups stehen sehr im Fokus der koreanischen Regierung. Aber die organische Art, wie sich über Jahrhunderte dezentral starke mittelständische Unternehmen und Hidden Champions in Deutschland entwickelt haben, lässt sich in Korea nicht in wenigen Jahren nachholen.

Wo bestehen für deutsche KMU die größten Chancen sich in Korea wirtschaftlich zu engagieren, sei es im Handel oder bei Investitionen?

Korea ist in vielen Bereichen sehr stark, die kompatibel zur deutschen Wirtschaft sind: Automobil, Maschinenbau, Elektronik. Darüber hinaus sind koreanische Unternehmen dabei, sich in vielen Zukunftsindustrien Marktanteile zu erobern: E-Mobilität, Wasserstoff, 5G, 3D-Druck, Künstliche Intelligenz, soziale Roboter etc. Korea wird damit zunehmend nicht nur als Lieferland interessant, sondern vor allem als eines, aus dem auch deutsche Firmen viele Impulse mitnehmen können und bei dem deutsche und koreanische Firmen in Partnerschaften Zukunftsthemen weiterentwickeln können.

Es werden also eher diejenigen deutschen Firmen Erfolg in Korea haben, die neue Technologien zu bieten haben und die agil sind. Darüber hinaus besteht aber auch noch reichlich Potenzial für deutsche hochwertige Konsumgüter und Lebensmittel. Me-too-Produkte haben in Korea aber keine Chance. Dafür ist Korea zu hoch entwickelt.

Ebenso ist Korea Trendsetter für viele asiatische Länder, das macht den Markt interessant für Firmen, die herausfinden wollen, wie ihre Lifestyle-Produkte in Asien ankommen könnten.

Seit Juli 2011, also seit mehr als acht Jahren, wird ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und der Republik Korea umgesetzt, das im Dezember 2015 offiziell in Kraft getreten ist. Was hat dieses Abkommen konkret für deutsche KMU gebracht?

Aus europäischer, insbesondere deutscher Perspektive, war das Freihandelsabkommen sehr erfolgreich. In kürzester Zeit wurden Zölle in allen für deutsche Firmen relevanten Industrien abgebaut, was sich auch in den Handelszahlen bemerkbar gemacht hat. Der koreanischen Seite ist das natürlich auch aufgefallen, und sie sind sehr einfallsreich, durch nicht-tarifäre Handelshemmnisse ihre Märkte zu schützen oder Firmen im Land durch eine unklare Auslegung von Rechtsvorschriften das Leben schwerer zu machen. Korea ist damit kein Markt, den man als deutsches Unternehmen unterschätzen sollte.

Um grundsätzlich von den Zollerleichterungen aus dem Freihandelsabkommen profitieren zu können, müssen deutsche Exporteure als ermächtigter Ausführer zertifiziert sein. Da im Warenverkehr mit der Republik Korea förmliche Präferenznachweise nicht vorgesehen sind, kann ein Präferenznachweis - in Form einer Ursprungserklärung - für Exportsendungen im Wert von mehr als 6.000 Euro ausschließlich durch einen ermächtigten Ausführer ausgefertigt werden. Weitere Hinweise sind auf der Webseite des deutschen Zolls oder bei den deutschen IHKs zu bekommen.

In den Medien wird gelegentlich über die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea bzw. zwischen Nordkorea und den USA berichtet. Stellen Sie in diesem Zusammenhang Veränderungen bezüglich der Anfragen aus Deutschland fest?

Viele Menschen interessieren sich für Nordkorea. Es hat etwas geheimnisvolles, da Informationen nur begrenzt verfügbar sind und natürlich denken Deutsche bei den beiden Koreas an das geteilte Deutschland zurück. Als Unternehmer kann man dort derzeit nicht ernsthaft aktiv werden, da zahlreiche Sanktionen durch die UN, USA, Europa und Südkorea gegen Nordkorea in Kraft sind.

Aber sicherlich reizt das Potenzial, sollte es jemals zu einer Öffnung kommen. Interessierte Firmen können bei unserer AHK Korea einen wöchentlichen Newsletter beziehen (kostenlos für Mitglieder, kostenpflichtig für andere), der über aktuelle Entwicklungen in Nordkorea berichtet, die unter dem Radar der Medien laufen. Aber das relevante Potenzial für deutsche Unternehmen liegt in Südkorea als dem drittwichtigsten Exportmarkt in Asien und einem Markt mit einem Pro-Kopf-Einkommen über 30.000 USD.

Worauf sollten deutsche Unternehmen bei Geschäftsverhandlungen besonders achten?

Hierarchien sind in Korea extrem wichtig, ebenso, das vergleichbare Ebenen miteinander sprechen. Daher sind Visitenkarten ein A und O, die bereits zu Gesprächsbeginn ausgetauscht werden.

Vereinbarungen sind in Korea etwas fluider als in Deutschland. Daher ist es wichtig, nicht nur vom gesprochenen oder geschriebenen Wort allein auszugehen, sondern den Kontext zu beobachten und zu sehen, wenn sich etwas verschiebt. Das ist besonders für Zulieferer wichtig, die mit den großen Konglomeraten arbeiten, aber auch unter KMUs. Auch hierbei nehmen unsere Mitarbeiter häufig als „koreanische Geschäftspräsenz“ eine Scharnierstelle ein.

Und wie sieht es im Geschäftsleben mit der Gleichstellung von In- und Ausländern aus?

Eine Gleichstellung gibt es in diesem Sinne nicht. Koreaner sind Koreaner, ein Volk und Menschen, die über Hierarchien und Netzwerke in besonderer Beziehung zueinander stehen. Ausländer sind Ausländer, die nicht Teil dieser Netzwerke sind. Ausländer werden damit immer eine andere Stellung haben als Koreaner untereinander.

Deutschland ist aber sehr angesehen in Korea, daher werden deutsche Geschäftsleute immer einen Vertrauensvorsprung haben. Ausländische Geschäftsleute werden koreanische Geschäftsleute in der Regel als sehr höflich und großzügig empfinden. In Verhandlungen sind sie aber hart und sehr gut vorbereitet. Darüber dürfen die Nettigkeit oder fehlende Englischkenntnisse nicht hinwegtäuschen.

Seit sieben Jahren leiten Sie die AHK Korea in Seoul. Sicherlich gab es vorher ein interkulturelles Training. Was ist Ihnen dennoch besonders an Andersartigkeiten aufgefallen?

Meine Entsendung nach Korea erfolgte sehr kurzfristig. Daher konnte ich mich nur über Literatur vorbereiten. Der Rest war ein Kaltstart für mich. Die interkulturellen Unterschiede sind sehr erheblich, daher kann ich jedem Unternehmer nur ein interkulturelles Training empfehlen.

Um nur einige relevante Unterschiede zu nennen: Für Koreaner sind persönliche Beziehungen sehr wichtig. Daher sollten Unternehmer Zeit in den Aufbau der Beziehungen investieren, häufiger nach Korea reisen oder auch die Geschäftspartner einladen. Die effiziente Art per E-Mail alles zu klären, funktioniert bei Koreanern nicht gut.

Viele Koreaner, gerade aus kleineren und mittleren Unternehmen, sind sich ihrer Englischkenntnisse nicht sicher. Daher fühlen sie sich wohler, wenn Koreanisch sprachige Mitarbeiter in Gesprächen dabei sind, die als Brücke zwischen den Kulturen und Sprachen fungieren können. Aus diesem Grund etablieren unsere AHK-Mitarbeiter nicht nur Gespräche mit koreanischen potenziellen Geschäftspartnern, sondern begleiten diese sehr häufig und funktionieren als „Scharnier“ in dieser Situation.


Der EuropaService hat auf seinen Internetseiten 13 Kurzprofile südkoreanischer Unternehmen veröffentlicht, die Geschäftspartner in Deutschland suchen.

Weitere Infos zur AHK Korea sind zu finden unter https://korea.ahk.de/.


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Iris Hemker
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