Norwegen wünscht mehr Kooperation

29.08.2018

Innovation und grüne Lösungen sind im Fokus norwegischer Politik. Auf intensive Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen hofft dabei Manuel Kliese, Abteilungsleiter der staatlichen Entwicklungsagentur Innovation Norway in Deutschland.

Norwegen wünscht mehr Kooperation
Im Gespräch mit
Manuel Kliese
Abteilungsleiter der staatlichen Entwicklungsagentur Innovation Norway in Deutschland

Herr Kliese, im September eröffnet Ihre Agentur ein Büro in München. Sie selber sitzen in Hamburg. Was ist der Hintergrund?

Das neue Büro in München hat zu besonderen Themen wie Industrie 4.0 und Künstlicher Intelligenz in Industrieprozessen sowie der Akquise deutscher Investoren eine Sonderrolle. Hierzu und zu weiteren Wirtschaftsthemen, wie beispielsweise Kooperationen gibt es in Süddeutschland und auch dem angrenzenden Österreich spannende Entwicklungen, zu denen wir für norwegische Unternehmen eine Beziehung aufbauen möchten.

Und was haben deutsche Unternehmen davon?

Deutsche Firmen können von Kooperationen mit innovativen norwegischen Unternehmen genauso profitieren, um neue Lösungsansätze zu erhalten und konkurrenzfähig zu sein. Außenwirtschaftsförderung funktioniert also immer in beide Richtungen und nutzt beiden Seiten.

Wenn Sie Wünsche äußern könnten, aus welchen Branchen würden Sie sich Aktivitäten deutscher Unternehmen in Norwegen wünschen?

Wenn es um Investitionen geht, sind aus deutscher Sicht alle Bereiche im Vorteil, die zum einen günstige, grüne, klimaneutrale Energie und gleichzeitig hochkompetentes Personal und auch den Zugang zu bestimmten Rohstoffen wie beispielsweise Holz oder bestimmte Erze benötigen. Das können Projekte aus sehr unterschiedlichen Bereichen sein, alles vom Serverpark über die Batterieproduktion bis hin zur avancierten Holzveredlung. Es gibt zum Beispiel ein neues, von der EU gefördertes Großprojekt zur Gewinnung Seltener Erden. Die Liste ist lang und nicht erschöpfend.

Das klingt aber eher nach Projekten für Großunternehmen?

Auch für kleine und mittlere Unternehmen gibt es viele Chancen und Möglichkeiten. Beispielsweise bietet Norwegens Kompetenz im Bereich grüner Technologien oder hochinnovativer maritimer Lösungen ein sehr gutes Feld für Zusammenarbeit.

Bislang sind norwegische Unternehmen in Deutschland noch nicht so sichtbar. Wie sieht es denn mit deren internationalen Ambitionen aus?

Norwegen ist über eine sehr lange Zeit durch eine enorm starke Binnennachfrage, insbesondere durch starke Sektoren wie Öl & Gas, die maritime Wirtschaft und auch einen starken öffentlichen Sektor geprägt gewesen. Der Prozess der „omstilling“ („Umstellung“) hin zu einer diversifizierteren Volkswirtschaft, der vor einigen Jahren und seit Einsetzen der niedrigen Ölpreise begonnen hat, führt nun aber zu einem erhöhten Interesse, internationaler zu arbeiten, mehr zu exportieren und mehr Partner im Ausland zu suchen. Dies geschieht sowohl direkt B2B, als auch über eine immer stärker werdende internationale Cluster-Zusammenarbeit. Bezogen auf Deutschland merken wir eine stark erhöhte Nachfrage, innerhalb der vergangenen drei Jahre gab es fast eine Verdopplung der Anzahl norwegischer Firmen, die direkt den Markt betreten wollten.

Viele Menschen denken bei Norwegen an Öl, Fisch und Hurtigruten. Welche Begriffe wünschen Sie sich, sollten deutschen Unternehmen beim Gedanken an Norwegen einfallen?

Die Konkurrenzfähigkeit und Vorreiterrolle in Bereichen wie Elektromobilität zu Wasser, Land und der Luft, grüner technologischer Lösungen, smarter Energiesysteme, einem digitaleren öffentlichen Wesen bei dem die Lösungen in der Regel aus unserer Wirtschaft stammen. Aber auch nordisches Design und Kulturexporte sind starke Beispiele für die Qualitäten Norwegens. Das meistverkaufte Buch in Deutschland im vergangenen Jahr mit dem Titel „Die Geschichte der Bienen“, wurde zum Beispiel von einer norwegischen Autorin geschrieben. Diese Beispiele zeigen, dass die neuen Aspekte der norwegischen Wirtschaft breit aufgestellt sind.

Nicht nur norwegische Autoren greifen das Thema Natur auf, auch die Städte. Im kommenden Jahr ist Oslo die umweltfreundlichste Hauptstadt Europas. Was erhoffen Sie sich von diesem Titel?

Oslo gehört zu den Top 25 der lebenswertesten Städte weltweit und hat beispielsweise in Mobilitätslösungen eine Vorreiterrolle inne. Der Status Oslos 2019 die „European Green Capital“ zu sein, gibt uns natürlich Sichtbarkeit, aber vor allem eine konkrete Plattform zum intensiven Erfahrungsaustausch und zur Zusammenarbeit für zukunftsfähige Lösungen in den Großstädten Europas.

Ebenfalls im kommenden Jahr wird Norwegen Partnerland der "Green Tech Awards". Aus welchem Grund?

Die Green Tech Awards sind als „Oscar für grüne Lösungen“ für uns eine spannende Möglichkeit, grüne Technologien „Made in Norway“ zu positionieren, in den Wettbewerb zu geben und dann – falls wir es schaffen nominiert zu werden – eine starke Sichtbarkeit zu erhalten. Diese Lösungen kommen in der Regel von norwegischen KMUs, und wir hoffen hier auf viele neue geschäftliche Verbindungen und Marktmöglichkeiten in einem Bereich, in dem wir einiges Spannende zu bieten haben.


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