Niederlande: Nachfolger im Nachbarland?

13.11.2015

Demografie, digitale Infrastruktur, Energiewende und Unternehmensnachfolge stellen für Niederländer und Deutsche sowohl Herausforderungen als auch Chancen dar und können gemeinsam gelöst werden, so Günter Gülker, Geschäftsführer der DNHK.

Im Gespräch mit
Günter Gülker
Geschäftsführer der DNHK

Die DNHK wird am 18. November 110 Jahre alt – gibt es da Alterserscheinungen?

Ganz im Gegenteil. So wie sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Niederlanden und Deutschland konstant verbessern, verzeichnet auch die Deutsch-Niederländische Handelskammer positive Entwicklungen. Sie ist dabei nicht nur die Stimme der Wirtschaft, sondern fungiert zugleich als ein Dienstleister für Unternehmen aus beiden Ländern. Die Erfahrungen der vergangenen 110 Jahre helfen dabei, Alterserscheinungen entgegen zu treten. 

Was war die wichtigste Erleichterung im Geschäftsleben in dieser Zeit, zwischen beiden Ländern?

Eine große Erleichterung war ganz klar die Gründung der Europäischen Union, bei der sowohl Deutschland als auch die Niederlande als Gründungsmitglieder maßgeblich beteiligt waren. Damit einher geht die gemeinsame Währungsunion durch die Einführung des Euros. Davon profitiert der wirtschaftliche Austausch durch deutliche Erleichterungen. 

Gab es auch Kurioses?

Bemerkenswert ist, dass Deutschland im Handel mit den Niederlanden einen negativen Saldo von circa 20 Milliarden Euro hat! Diese Zahl finden Sie mit keinem anderen Land! 

Beim Reisen ist die deutsch-niederländische Grenze praktisch nicht mehr zu spüren. Ist sie für Geschäfte denn noch ein Hindernis?

Trotz deutlichen Erleichterungen im Handelsaustausch gibt es hin und wieder Hindernisse auf Grund von kleinen Besonderheiten und unterschiedlichen Erwartungen an den Nachbarn. Zum Beispiel sind die Niederländer beim Arbeitsrecht weniger liberal als man es vielleicht erwarten würde. Wir als Deutsch-Niederländische Handelskammer stehen den Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite, um solche Hindernisse und Stolpersteine gemeinsam aus dem Weg zu räumen. 

Worin sehen Sie noch die größten Herausforderungen im wirtschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern?

Aktuell werden beide Länder von drei Megathemen beherrscht. Erstens: die Demographie, also die Alterung der Gesellschaft, aber auch der Zuzug neuer Arbeitskräfte muss verarbeitet werden. Zweitens muss sich vor allem Deutschland den Herausforderungen der Infrastruktur, und dabei vor allem der digitalen Infrastruktur, stellen. Darüber hinaus ist die Energiewende schon lange ein Thema und wird es auch noch in Zukunft sein. Für diese Themen müssen Masterpläne gefunden werden, die für ganz Europa geltend sind. Wir als Auslandshandelskammer agieren dabei als eine Vermittlungsinstanz von Informationen. 

Und wo sehen Sie für deutsche KMU die größten Chancen, um in den Niederlanden erfolgreich zu sein?

Hier kann man gut auf die gerade genannten Megathemen verweisen. Diese stellen nicht nur Herausforderungen dar, sondern beinhalten gleichzeitig enormes Marktpotenzial und vielfältige Chancen zum Wachstum. 

In Deutschland suchen in den kommenden 10 Jahren 46.000 Mittelständler Nachfolger, doch viele haben Probleme dabei. Wie sieht dies in den Niederlanden aus? Haben Sie Erfahrungen mit grenzüberschreitender Unternehmensnachfolge?

Auch in den Niederlanden ist dies ein Thema. Die grenzüberschreitende Unternehmensnachfolge ist dabei sehr interessant, weil der Verkauf nicht an einen direkten Wettbewerber erfolgt, sondern an eine ausländische Partei. Die Preise sind dabei meist höher. Für den Käufer stellt die gleichzeitige Übernahme des Kundenbestandes einen extra Vorteil dar. Wir als Handelskammer haben bereits eine Reihe von Unternehmen beim Kauf und Verkauf begleitet.


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